Zum Buch: Erinnerungen an die Natur
Preis Euro 19,00
Erinnerungen an die Natur, Lyrik, mit Holzdrucken von Kassian Erhart,
TAK, Innsbruck 2018
ISBN 978-3-900888-65-7
Jurybegründung zur Verleihung des Feldkircher
Lyrikpreises 2008 an Lina Hofstädter für fünf
„Krähengedichte“:
Den 3. Preis beim Feldkircher Lyrikwettbewerb 2008
hat die Kennzahl 90354 mit 5 Krähengedichten
erzielt. (…) Der Jury gefiel an den (…) Gedichten
vor allem die Präzision in den verknappten
lyrischen Wortmaschinen, die bloß zwischen
fünf und neun Zeilen Weltbilder, Ereignisse auf
höchstem sprachlichem Niveau einzufangen
imstande sind.
Es sind auch diese nicht zu erwartenden
Eigenschaften wie „halbschrittchenweise“ oder
„zerfranst“, die dem dominierenden „Schwarz“
gegenüberstehen, die uns das Auf und Ab des
Flugs der Krähen eindrucksvoll veranschaulichen.
Lärm, Gekreisch! überwiegt, einen Ort der Stille
und für den Stillen scheint es da nicht mehr zu
geben.
Lina Hofstädter (…) schafft es, in ihren
wunderbaren poetischen Momentaufnahmen
diesen Raum jedoch um jeden Preis zurückerobern
zu wollen. Den Eindruck vermitteln (…) ihre
Gedichte, die gewiss zu den allerbesten unter den
fast 500 Einreichungen, also unter den rund 2.500
Lyrikbeispielen, gezählt haben.
Die schon mit einigen Preisen und Stipendien für
ihr bisheriges literarisches Schaffen Geehrte, seit
langem Mitglied der Grazer Autorenversammlung
und der Literatur Vorarlberg, ist eine genaue
Beobachterin des Zeitgeschehens. Auch in ihren
Gedichten analysiert sie, wie kaum jemand
anderer, jeden noch so geringfügig bedrohlichen
Ist-Zustand auf das Akribischste.
Ein Faible für Kürzestmitteilungen ist ihrer fast
haikuartigen Lyrik wohl zu attestieren.
(…)
Gerhard Jaschke
Lina Hofstädter
Kassian Erhart
Sie kommt wieder
Die Zeit
Der Gedichte –
Kleine Wörter wie
Bienenstachel
Die lange brennen.
Leseprobe
Gegen Verschwendung
Gedichte sparen
Atem
Sparen Worte
Wie Sauerstoff.
Die Schneeflocken schmecken
Nach Purzelbaum und
Gefallenem Engel:
Ein bisschen schmutzig
Ein bisschen rein.
Schnappschüsse
Erinnerungen
An eine Natur
Die unwiederbringlich
Uns überfällt
Im Käfig.
Feuer und Stein
Ungleiches Paar
Zerstört und
Gebärt
Alle Welt.
Der Boden unter den Füßen
Schwarzbraune Krume
Hartgebacken, hartgesotten
Im Feuerglast
Getränkt von Leben und Leibern
Alles Verwesung und Tod
Und Fressen und Kot.
Ameisenleben
Ich führe ein
Ameisenleben
Ein
Ungezieferdasein
Nur
Trage meinen Müll
Über vorgesehene Spur.
Weshalb bloß
Soll sie gnädig sein
Ihrem Vergewaltiger,
Wenn auch zärtlich
Ab und zu
Er sie liebte – unsere verlogen
Hochgepriesene
Natur?
Krähenfüße im Raureif
Erste Altersspuren im Schnee
Sogar dem Apfelbäumchen wachsen
Dornen aus Glas.